In meinem Wohnzimmer thront eine Figur auf einem halbhohen Regal. Zumeist ganz unscheinbar. Dabei hat sie doch diverse Umzüge überlebt und immer ihren Platz in meinem bescheidenen Heim gefunden. Alleine deshalb hat sie es verdient, dass ich ihr an dieser Stelle ein paar nostalgieverzierte, herzliche Gedanken widme.
Aaaalso: Um welche Figur handelt es sich hier denn überhaupt? Sie ist ca. 15 Zentimeter groß und erstaunlich robust. Trotzdem made in the USA. Sie stellt einen Menschen dar, einen muskulösen Mann mit gülden blondem Haar und einem grimmig entschlossenen Gesichtsausdruck. Er trägt einen rötlichen Lendenschurz und Lederstiefel der gleichen Farbe. Vor etlichen Jahren hatte er auch einmal eine Rüstung, Schwert und Schild. Die haben´s aber leider nicht bis in mein aktuelles Reich geschafft: Die Rede ist von- na, Frage vom Fachmann an den Kenner: schon erraten?- jawohl, er ist es: He-Man.
He-Man-Wer (für alle anderen)?
Nüchtern betrachtet ist es ein Spielzeug der „Masters of the Universe“-Reihe, die der Hersteller „Mattel“ Anfang der Achtziger auf den Markt brachte. Für mich ist er ein Teil meiner Kindheit. Ich war wohl so um die fünf, sechs Jahre alt, als ich ihn kennenlernen sollte.
Damals hatte ich natürlich keine Ahnung davon, dass He-Man 1982 zum Leben erweckt wurde, da auf dem Action-Figuren-Markt eine Lücke klaffte- trotz G.I. Joe (Hasbro) und Star Wars (Kenner). Und dass Mattel deshalb ein neues Konzept erfand, um ein weiteres Stück vom Kapital-Kuchen abzugreifen. „Barbie“ hin und „Hot Wheels“ her.
Damals war ich einfach nur geflashed vom Kampf „Gut gegen Böse“, vom Kampf He-Mans und seiner „Masters of the Universe“-Crew gegen Skeletor&Co.
Warum eigentlich?
Natürlich waren alle Charaktere anatomisch gesehen völlig übertrieben dargestellt. Gegen die Meister hätte sogar ein „Mr. Universum“ Arnie einpacken können. Und das zu seinen besten Anabolika-Zeiten.
Aber, und was damals ja viel wichtiger war: Wie cool die Figuren und ihre Features doch waren!!!
Als da wären gewesen...der gute „Moos Man“ mit grünem Filz, das sogar wirklich nach Wald roch. Wen hat es damals schon interessiert, ob die Duftstoffe nun krebserregend waren oder nicht?
Der finstre Schlangenfürst „Kobra Khan“, der Wasser aus seinem Kopf schießen konnte, so man diesen nach unten drückte, so man denn voher Etwas in seinen Hals gegossen hatte.
Oder „Man-E-Faces“ (!) mit den drei verschiedenen Gesichtern Mensch, Maschine und Monster. „Ram-Man“ mit Schießsprung-funktion.
„Fisto“, die schnappende Plastikeisenfaust, und um nur ein paar zu nennen, die auch ich mein Eigen nennen durfte (hier geht´s zu weiteren Muster-Beispielen), neben eben dem heldenhaften He-Man und Erzfeind Skeletor- bei dem der Name optisch Programm war.
Welch`epische Schlachten zwischen Sc-Fi und Fantasy nicht nur in meinem Kinderzimmer stattfanden!
Da fällt mir ein, dass ich damals mit meiner Oma in Gunzenhausen spazieren ging. Es war ein grauer Herbst-Nachmittag im Jahr 1986. Und wie es das Schicksal oder das Zauberschwert wollte, lag am Gehsteigrand tatsächlich ein Bündel Geldscheine. Es wäre jetzt echt zu billig, wenn ich behaupten würde, dass damals das Geld noch auf der Straße lag. Aber so war es halt. Wie dem auch sei, wieviel Geld es war, kann ich nicht sagen. Ich war ja erst sechs oder so. Ich denke aber, dass es auf jeden Fall eine Menge war, denn der nächste Weg führte erst einmal zum „Seifenplatz“, einem örtlichen Drogerie-Markt inklusive Spielzeug-Sortiment, wo ich mir erst einmal „Buzz Off“, den Insekten-Mann, kaufte. Und glücklich war.
Zurück aber zu He-Man: Damals hat mich nicht gestört, dass es neben ihm ja auch noch Adam gab, der eigentlich wiederum He-Man war. Dass aber nur dann, wenn er sein magisches Schwert zog und „Bei der Macht von Castle Greyscull, ich habe die Kraft!“ ausrief und sich vom schüchternen Prinzen in den stärksten Mann des Universums verwandelte. Heute kann ich da schon eine gewisse Ähnlichkeit zum Super-Man-Prinzip erkennen. Der aber lebte ja auf der Erde (lassen wir mal seine Krypton-Vorgeschichte weg), nicht auf Eternia und hatte definitv kein so fettes Zauberschwert. Damals war auch mein Englisch noch nicht so gut bzw. einfach nicht vorhanden, um die Bedeutungsschwere des Namens He-Man in seiner ganzen Tragweite verstehen zu können. Auch der Zauber-Ruf kommt mir heute irgendwie etwas, na ja, diskutabel vor aus kreativer Sicht, ehrlich gesagt. Aber es muss ja auch nicht immer gleich Shakespeare sein, wenn die Illusion auch auf ganz einfache Weise funktioniert.
Damals war ich auch großer Fan der He-Man-Hörspiel-Reihe, die, wie ich heute Dank Wikipedia weiß, ja exklusiv für Deutschland produziert wurde. Danke Europa. Da ließ sich auch Norbert Langer, die Stimme von Magnum- der mit dem Ferrari und den Hawai-Hemden- nicht lumpen, He-Man akustisch ein Gesicht zu verleihen. Und auch die Zeichentrickserie war natürlich ganz groß, wobei das Hörspiel schon fast cooler war. Alleine die Titel-Melodie (Zum Anhören hier klicken)- ganz groß!
Ganz im Gegenteil zum Realfilm mit Dolph Lundgren in der Rolle als He-Man. Der ging nun wirklich nicht. Schon damals. Schon 1987 habe ich mich gefragt, was denn nun den üblen Russen und Apollo-Mörder Ivan Drago (guckst Du) nach Eternia verschlagen hat, und dann noch als He-Man für Arme (guckst Du auch)?!
Also bitte.
Und wie schlecht und uninspiert Skeletor optisch getroffen war (ist denn schon Fasching?)! Ich mein`, wenn ich schon als Kind unter der Skelett-Maske das Gesicht des Schauspielers erkennen konnte, dann sagt das ja wohl Alles, ts.
Vielleicht ging deshalb auch bald der Stern der Masters of the Universe unter. Ich war wohl nicht das einzige enttäuschte Menschen-Kind. Gut, die Transfomers kamen vielleicht auch dazwischen. Aber schade eigentlich, denn die Geschichte war so schlecht ja eigentlich nicht. Und alleine der Titel war ja seiner Zeit Einiges voraus. Wer konnte in den 80ern schon damit rechnen, dass eines Tages irgendwelche dahergelaufenen Börsen-Freaks sprachlich in einer Reihe mit He-Man stehen sollten?! Frechheit.
Bleibt zu hoffen, dass der neue Masters-of-the-Universe-Film (Fan-Trailer) da ein paar Dinge klarstellt.
Nicht nur meine He-Man-Figur auf dem Regal hätte das als Tribut längst verdient.
Bei der Macht von Greyscull.
ach bastian, was du durch diesen text für schöne erinnerungen aufleben lässt...herrlich...
AntwortenLöschenOh Mann, wie hieß den die Figur mit den superlangen Armen? (war glaub ich so ne Echse...)
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