Sonntag, 24. Januar 2010

Gute Besserung!

Deutschland bibbert. Temperaturen von bis zu Minus 10 Grad. Winter, und das Ende Januar! Kann, ja, muss das sein? Haben wir nicht erst den möderischen Schneesturn Daisy gerade noch so überlebt (in München sollten ja gleich mehrere Zentimeter Neuschnee herniedergehen), auch, weil wir uns auf Empfehlung der Regierung hin brav mit Wolldecken, Konserven und Batterien (die Wolldecken-, Konserven- und Batterien-Industrie dankt übrigens) eingedeckt haben? Und, was machen wir erst, wenn die Schweinegrippeviren noch einmal so richtig zuschlagen? Tee trinken? Blöd gucken? Am End´: erst krank und dann wieder gesund werden?
Fragen über Fragen. Angst ist da nur berechtigt, Sorgenfalten erlaubt und angebracht.
Aber: Alles wird gut. Wir sind vorbereitet. Von den 50 Millionen Impfdosen, die ja die Regierung der Pharmaindustrie (GlaxoSmithKline, Umsatz 2007: ca. 35 Mrd. Euro) für über 400 Millionen Euro abgenommen hat, wartet vielleicht noch die ein oder andere Ration um die Ecke beim Hausarzt im Kühlschrank. Wenn man sich beeilt. Denn 10% der Bevölkerung haben sich ja schon geimpft. Und man kann sich ja vorstellen, wie schnell weitere zwanzig, dreißig Millionen Dosen weg wie warme Semmel und in Ärme gehen, wenn Alarm gemacht wird. Natürlich auch von den bösen bösen Medien. Auch wenn gegenwärtig Haiti der Schweinegrippe kaum Platz und Sendezeit übrig lässt. Bei BILD-Schlagzeilen wie "Bier und Kekse retteten ihm das Leben" nur zu verständlich (Beweis)...Aber das kann sich ja ganz schnell ändern, weißte Bescheid.
Jetzt ist es aber auch halt so, dass sich die Medien hin und wieder nicht nur Geschichten aus den Fingern saugen, sondern diese sogar recherchieren und/ oder sich in ihren Berichten auf vermeintlich seriöse Quellen beziehen, wie zum Beispiel- und nicht nur im Falle der Schweinegrippe- auf die Guten von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Laut Wikipedia ist deren Ziel ja „die Verwirklichung des bestmöglichen Gesundheitsniveaus bei allen Menschen...“ Hört sich doch gut an. Wenn also die WHO die Schweinegrippe zur Pandemie erklärt, was sie ja Mitte vergangenen Jahres getan hat, dann ist also Panik und Angst durchaus angebracht. Und dann ist es ja wohl nur recht und billig, wenn diese Angst multimedial kommuniziert und verstärkt wird. Also: Lieber dreißig Millionen Impfdosen zu viel als zu wenig im Kühlschrank, ganz klar.
Nun gibt es da halt aber auch noch Journalisten, die ihren Beruf etwas ernster nehmen und tatsächlich kritische Fragen stellen, wie z.B.: Warum hat die WHO eigentlich, wenn sie ja nur der Gesundheit und sonst Nichts und niemandem Anderen verpflichtet ist, zwei Kriterien ihrer alten Pandemie-Definition (die besagten, dass nicht nur die Anzahl an Erkrankungen, sondern auch der Krankheitsverlauf und die Anzahl an Toten wichtig sind bei der Beurteilung) abgeschafft, weshalb die Schweinegrippe auch erst höchstoffiziell zur Pandemie erklärt werden konnte?
Hm, wer könnte davon wohl profitieren? Etwa die Pharma-Industrie, die sich da über wachsende Umsätze und steigende Aktienkurse freut? Und was soll das überhaupt heißen? Die WHO nicht unabhängig? Also bitte.
Wer´s jetzt aber wirklich wissen will, der sollte sich einfach mal den interessanten Frontal21-Beitrag anschauen, der vergangenen Dienstag im ZDF ausgestrahlt wurde. Wegen Haiti eben nicht um 21, sondern nach 23 Uhr (hier geht´s zum Beitrag in der ZDF-Mediathek). Dort erfährt man dann auch, wie es sein kann, was ist: Dass Mitglieder der WHO-Expertengruppe eben auch nicht zuletzt von GSK&Co „gesponsert“ werden. Was angeblich keinen Einfluss auf die Bewertung und/ oder Bestimmung von z.B. Pandemie-Kriterien haben soll..."ah jetzt ja".
Auch ist es ja so, dass, wie am Freitag bekannt wurde, der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Peter Sawicki, seines Zeichens dafür bekannt, Medikamente hinsichtlich ihres Kosten-Nutzen-Verhältnisses tatsächlich kritisch und unabhängig zu untersuchen, gehen muss, weil er in seiner Steuererklärung vergessen hatte, Quittungen für Rasenmäherbezin (25,20 Euro) einzureichen (siehe Spiegel-Online). Nicht etwa, weil er der Pharma-Industie ein Dorn im Auge war..."eine Insel mit zwei Bergen".
Auch ist es andererseits nicht so, dass die FDP und in diesem Fall Gesundheitsminister Rösler, der diese Entscheidung selbstverständlich voll und ganz befürwortet („wer bescheißt, muss gehen“), erneut zeigt, auf welcher Seite sie gesellschaftlich steht- und das, nachdem ja erst kürzlich die Hotel-Steuer-Reform (Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 7 Prozent) in aller Munde war und die „Liberalen“ auf allen Kanälen beteuerten, diese stünde in keinerlei Zusammenhang zu diversen Millionen-Spenden von Hoteliers wie z.B. Mövenpick. Nein, natürlich nicht (wer deshalb noch spenden will, hier bitte klicken ).
Was ich damit sagen will? Hab´ich vergessen...
halt, da mir fällt wieder zumindest Etwas ein: Die nächste Schweinegrippen-Welle kommt. Wie die Bahn. Man weiß nur nicht wann. Und: mir ist kalt. Ich glaube, da ist was im Anflug. Oder meine Heizung funktioniert nicht. Eine Impfung oder ein paar Pillen könnten wohl jedenfalls nicht schaden...

Sonntag, 17. Januar 2010

Fußball-Folgen

Das neue Jahrzehnt hat gerade mal gute zwei Wochen auf dem Buckel, da gibt es schon mehr Tragisches, Kurioses und Fröhliches zu berichten, als man eigentlich fassen kann. Auch aus dem schnelllebigen und multimedial überbeleuchteten Fußballkosmos, auf den ich mich an dieser Stelle beschränke.
Ein kleiner Auszug:
Tragisch.
Vor genau einer Woche beschießen Rebellen den Mannschaftsbus der Fußballnationalmannschaft aus Togo. Dieser fährt gegen Mittag durch ein Waldstück der umkämpften angolanischen Exklave Cabinda. Dann die MG-Salven. Es sterben drei Menschen- Busfahrer, Co-Trainer sowie Pressesprecher.
Warum ausgerechnet in einer so unsicheren Region Spiele im Rahmen eines großen Turniers ausgetragen werden müssen, bleibt das Geheimnis der Verantwortlichen (Verbände, Staaten, Warlords). Genauso wie die Tatsache, dass ein Entwicklungs-Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung in echter Armut lebt, vier hochmoderne Fußball-Arenen aus dem Boden stampft, und das scheinbar, um das rhetorische Stilmittel der „gähnenden Leere“ auf hochmodernen Rängen (siehe das Spiel Malewi gegen Algerien) ganz konkret mit Leben zu erfüllen. Oder um es mit den Worten des Kaisers Franz auf den Punkt zu bringen: „Die brauchen in dem Land alles andere, bloß keine Stadien.“
Kurios.
Gestern informierte z.B. Spiegel Online (zum Artikel) über den finalen Stand des Rechts-Streits Karl-Heinz Rummenigge/FC Bayern AG gegen Anette Pfeiffer-Klärle, laut eigener Aussage auf Ihrer Homepage hauptberuflich als Mama und nebenberuflich als Gedichte-Schreiberin tätig. Das Ergebnis: 1000 Euro Schadenersatz für die Mama für das Verletzen des Urheberrechts durch Kalle, verbrochen auf der Jahreshauptversammlung des FCB Ende November vergangenen Jahres. Kein „Gang bis nach Karlsruhe“. Rückblick: Zu Beckenbauers Abschied aus dem Präsidenten-Amt lässt es sich der Vorstandsvorsitzende Rummenigge nicht nehmen, vor der versammelten Entourage vermeintlich salbungsvolle, auf jeden Fall inhaltsleere Worte in das Mikro zu kotzen. Und das gar gleich in Versform (Kalle live am Mic). Über das Niveau des Gedichts wurde ja bereits ausführlich berichtet. Das mediale Echo reichte dabei von „mein 8jähriger Sohn hätte es besser hinbekommen“ (Eckbert Fritzen, Müllmann) bis hin zu niederschmetternden Urteilen, die sich wohl unter der Rubrik „Verse, für die man sich schämen muss“ (Hellmuth Karasek, Literaturkritiker/ Klugscheißer) zusammenfassen lassen.
Wer hätte aber gedacht, dass sich Rummenigge diese Verse nicht selbst ausgedacht, sondern- wahrscheinlich busy und unter Zeitdruck wie immer- kurz vor der Jahresversammlung noch auf die Schnelle googelte ("Ich danke Dir")- a là wir haben ja keine Zeit, (nachzudenken)- und auf Pfeiffer-Klärles Seite fatalerweise fündig wurde, ohne aber die rechtliche Seite zu berücksichtigen? Das wurde ja Anfang dieser Woche bekannt. Sabberlodd.
Fazit: Ich Danke Dir, Kalle. Und ich Danke Dir, Frau Pfeiffer-Klärle („ja, ich hatte meine 5 Sekunden des Ruhms“) für den Witz.
Schwach.
Eine weitere mehr oder weniger bedeutsame Randnotiz aus dem Fußball-Profigeschäft: Gestern wurde vom Hannoveraner Stadion-Dach das überdimensionale Enke-Trikot entfernt, das dort bis dato nicht einmal zwei Monate angebracht war. Begründung durch Manager Schmadtke: „Die Last war für die Spieler einfach zu groß“. Dass die Mannschaft seit dem Tod des Nationaltorwarts kaum einen Punkt geholt und kein Spiel mehr gewonnen hat, das ist Fakt. Und dass für den ganzen Verein die Rückkehr zum Alltag nicht einfach werden würde, klar.
Dass aber nun das Trikot nun als Grund für die schlechten Ergebnissse herhalten muss, wirkt schon etwas seltsam. Sollte es doch eigentlich als Motivation („Für Enke gewinnen“) und nicht als Last dienen, oder? Hannover: O Weh O Weh...
Fröhlich.
Udo Lattek ist 75. Gestern war es soweit, heute feierte der Trainer-Dino nachträglich im Kreise von Freunden und Weggefährten im Rahmen einer „Doppelpass“-Spezialausgabe (DSF).
Wer mit drei unterschiedlichen Vereinen (Bayern, Gladbach, Barcelona) neben etlichen nationalen alle drei internationalen Club-Titel gewonnen hat, das neben Trappatoni als einziger Trainer; wer Schicksals-Schläge wie den Tod seines 15jährigen Sohns im Jahre 1981 durch die „Flucht“ nach Spanien- inklusive Erlernen der Sprache und Gewinn des Pokals der Pokalsieger- kompensiert; wem die Fußball-Diva „Maradonna“ aus dem Amt mobbt (1983) , weil im Training doch tatsächlich immer wieder Laufen und Medizinbälle an der Tagesordnung standen; wer im „Camp Nou“, dem Fußball-Tempel in Barcelona, bis heute trotzdem einen eigenen Museums-Bereich sein Eigen nennt; wer konsequent zu seiner Meinung steht, auch wenn er sich dadurch nicht immer Freunde macht (siehe die "Feindschaft" zu Rehagel/ Töpperwien- hierzu ein aktuelles Zitat: „Wer ist Töpperwien? Hat der auch schon mal eine Mannschaft trainiert?...früher ist der mir für ein Interview in sämtliche Löcher gekrochen...“); und wer sich nicht unter Wert verkauft (siehe BVB-Engagement Ende der Neunziger Jahre: angeblich 2 Millionen für 5 Spiele); ja, Dem kann man schon mal Alles Gute zum Geburtstag wünschen.
Endlich.
Um das schließlich auch noch mal explizit festzustellen: jawollo, die Winterpause ist vorbei. In den deutschen Stadien wird wieder gekickt.

Montag, 4. Januar 2010

Sky is da Limit?

Höher. Weiter. Schneller.
Höher. Weiter. Schneller.
Immer Höher. Immer Weiter. Immer Schneller.
So soll es sein? Nein. So muss es sein.
Big Brother machte es vor. Einst. Denn der Sears Tower ist Vergangenheit.
527 Meter Höhe sind einfach zu wenig, nicht erst seit Gestern.
Aber heute war nun einmal die offizielle Einweihung des „Burj Khalifa“, zu deutsch: „Turm des Kailfen“.
Wer sind schon die USA, wenn es so viel höher und so viel schneller geht?
Um genau zu sein: 828 Meter Meter in fünf lumpigen Jahren. Da können die Amis nur staunen und neidisch in Richtung Dubai blicken. Wenn sie denn wüssten, wo oder was das überhaupt ist. Um aber nicht nur ihnen auf die Spünge zu helfen: Das ist da, wo man vom Weltall und von einem günstigen Winkel aus betrachtet die komplette Welt und Palmen chillig sehen kann (eine kleine Übersicht).
Hat ja nur ca. 10 000 000 000 Dollar gekostet. Ein Schnäppchen, wenn man den "Leit"währungskurs bzw. die Finanzkrise seit geraumer Zeit bedenkt/ berücksichtigt. Und wenn Bauarbeiter und Ingeniere vor noch nicht allzu langer Zeit im Auftrag des amerikanischen „Bigger is better“ vier Jahre für einen halben Kilometer Höhe in Chicago brauchten, dann legen die saudi-arabischen Scheichs jetzt die Messlatte doch etwas höher: innerhalb von fünf Jahren und mit knapp 2500 Arbeitern Vierundzwanzigsieben (für alle Laien: das nennt sich Dreischichtbetrieb) geht schon was. Auch wenn es den Einen oder Anderen in der zugigen Höhenluft in der Wüste wohl schon erwischt haben wird (Keuchhusten und/ oder abgestürzt). Und auch wenn die schwitzende Belegschaft (schätzungsweise die am Bau und nicht die in den klimatisierten Büros) hin und wieder gestreikt hat. Die genauen Zahlen sind hierbei natürlich unbekannt. Es wird aber gemunkelt, dass sich der Mob stellenweise nicht mit vier Dollar zufrieden gegeben haben soll. Am Tag, versteht sich, nicht in der Stunde...wo wären wir denn, wenn nicht in Dubai?!
Oder in der DDR. Ein weitere Ironie der globalisierten Welt: Auch der Arbeiter- und Bauernstaat verwirklicht sich hier wieder und nachträglich. Endlich. Von dem im Emirat reichlich verbauten Material stammen nämlich einige Tausend Stahl (Recycling) aus dem ehemaligen Berliner „Palast der Rublik“.
Fazit? „Vorwärts immer.“ (Honecker). „Immer weiter“ (Olli Kahn). Und „Proletarier aller Länder vereinigt Euch“ (Marx/ Engels).
Ein Geist geht um.
Auch im Neuen Jahr.