Sonntag, 17. Januar 2010

Fußball-Folgen

Das neue Jahrzehnt hat gerade mal gute zwei Wochen auf dem Buckel, da gibt es schon mehr Tragisches, Kurioses und Fröhliches zu berichten, als man eigentlich fassen kann. Auch aus dem schnelllebigen und multimedial überbeleuchteten Fußballkosmos, auf den ich mich an dieser Stelle beschränke.
Ein kleiner Auszug:
Tragisch.
Vor genau einer Woche beschießen Rebellen den Mannschaftsbus der Fußballnationalmannschaft aus Togo. Dieser fährt gegen Mittag durch ein Waldstück der umkämpften angolanischen Exklave Cabinda. Dann die MG-Salven. Es sterben drei Menschen- Busfahrer, Co-Trainer sowie Pressesprecher.
Warum ausgerechnet in einer so unsicheren Region Spiele im Rahmen eines großen Turniers ausgetragen werden müssen, bleibt das Geheimnis der Verantwortlichen (Verbände, Staaten, Warlords). Genauso wie die Tatsache, dass ein Entwicklungs-Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung in echter Armut lebt, vier hochmoderne Fußball-Arenen aus dem Boden stampft, und das scheinbar, um das rhetorische Stilmittel der „gähnenden Leere“ auf hochmodernen Rängen (siehe das Spiel Malewi gegen Algerien) ganz konkret mit Leben zu erfüllen. Oder um es mit den Worten des Kaisers Franz auf den Punkt zu bringen: „Die brauchen in dem Land alles andere, bloß keine Stadien.“
Kurios.
Gestern informierte z.B. Spiegel Online (zum Artikel) über den finalen Stand des Rechts-Streits Karl-Heinz Rummenigge/FC Bayern AG gegen Anette Pfeiffer-Klärle, laut eigener Aussage auf Ihrer Homepage hauptberuflich als Mama und nebenberuflich als Gedichte-Schreiberin tätig. Das Ergebnis: 1000 Euro Schadenersatz für die Mama für das Verletzen des Urheberrechts durch Kalle, verbrochen auf der Jahreshauptversammlung des FCB Ende November vergangenen Jahres. Kein „Gang bis nach Karlsruhe“. Rückblick: Zu Beckenbauers Abschied aus dem Präsidenten-Amt lässt es sich der Vorstandsvorsitzende Rummenigge nicht nehmen, vor der versammelten Entourage vermeintlich salbungsvolle, auf jeden Fall inhaltsleere Worte in das Mikro zu kotzen. Und das gar gleich in Versform (Kalle live am Mic). Über das Niveau des Gedichts wurde ja bereits ausführlich berichtet. Das mediale Echo reichte dabei von „mein 8jähriger Sohn hätte es besser hinbekommen“ (Eckbert Fritzen, Müllmann) bis hin zu niederschmetternden Urteilen, die sich wohl unter der Rubrik „Verse, für die man sich schämen muss“ (Hellmuth Karasek, Literaturkritiker/ Klugscheißer) zusammenfassen lassen.
Wer hätte aber gedacht, dass sich Rummenigge diese Verse nicht selbst ausgedacht, sondern- wahrscheinlich busy und unter Zeitdruck wie immer- kurz vor der Jahresversammlung noch auf die Schnelle googelte ("Ich danke Dir")- a là wir haben ja keine Zeit, (nachzudenken)- und auf Pfeiffer-Klärles Seite fatalerweise fündig wurde, ohne aber die rechtliche Seite zu berücksichtigen? Das wurde ja Anfang dieser Woche bekannt. Sabberlodd.
Fazit: Ich Danke Dir, Kalle. Und ich Danke Dir, Frau Pfeiffer-Klärle („ja, ich hatte meine 5 Sekunden des Ruhms“) für den Witz.
Schwach.
Eine weitere mehr oder weniger bedeutsame Randnotiz aus dem Fußball-Profigeschäft: Gestern wurde vom Hannoveraner Stadion-Dach das überdimensionale Enke-Trikot entfernt, das dort bis dato nicht einmal zwei Monate angebracht war. Begründung durch Manager Schmadtke: „Die Last war für die Spieler einfach zu groß“. Dass die Mannschaft seit dem Tod des Nationaltorwarts kaum einen Punkt geholt und kein Spiel mehr gewonnen hat, das ist Fakt. Und dass für den ganzen Verein die Rückkehr zum Alltag nicht einfach werden würde, klar.
Dass aber nun das Trikot nun als Grund für die schlechten Ergebnissse herhalten muss, wirkt schon etwas seltsam. Sollte es doch eigentlich als Motivation („Für Enke gewinnen“) und nicht als Last dienen, oder? Hannover: O Weh O Weh...
Fröhlich.
Udo Lattek ist 75. Gestern war es soweit, heute feierte der Trainer-Dino nachträglich im Kreise von Freunden und Weggefährten im Rahmen einer „Doppelpass“-Spezialausgabe (DSF).
Wer mit drei unterschiedlichen Vereinen (Bayern, Gladbach, Barcelona) neben etlichen nationalen alle drei internationalen Club-Titel gewonnen hat, das neben Trappatoni als einziger Trainer; wer Schicksals-Schläge wie den Tod seines 15jährigen Sohns im Jahre 1981 durch die „Flucht“ nach Spanien- inklusive Erlernen der Sprache und Gewinn des Pokals der Pokalsieger- kompensiert; wem die Fußball-Diva „Maradonna“ aus dem Amt mobbt (1983) , weil im Training doch tatsächlich immer wieder Laufen und Medizinbälle an der Tagesordnung standen; wer im „Camp Nou“, dem Fußball-Tempel in Barcelona, bis heute trotzdem einen eigenen Museums-Bereich sein Eigen nennt; wer konsequent zu seiner Meinung steht, auch wenn er sich dadurch nicht immer Freunde macht (siehe die "Feindschaft" zu Rehagel/ Töpperwien- hierzu ein aktuelles Zitat: „Wer ist Töpperwien? Hat der auch schon mal eine Mannschaft trainiert?...früher ist der mir für ein Interview in sämtliche Löcher gekrochen...“); und wer sich nicht unter Wert verkauft (siehe BVB-Engagement Ende der Neunziger Jahre: angeblich 2 Millionen für 5 Spiele); ja, Dem kann man schon mal Alles Gute zum Geburtstag wünschen.
Endlich.
Um das schließlich auch noch mal explizit festzustellen: jawollo, die Winterpause ist vorbei. In den deutschen Stadien wird wieder gekickt.

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