Sonntag, 22. November 2009

Fair Play

Eine Hand zuckt vor und legt sich den Ball zurecht. Schöner Pass, Tor! Zu dumm aber auch, dass am Mittwoch Abend im Pariser Prinzenparkstadion nicht Hand-, sondern Fußball gespielt wurde. Gut, Schieds- und Linienrichter hätten in der Nachspielzeit des „Alles“ entscheidenden WM-Relegationsspiels zwischen Frankreich und Irland auch etwas genauer hinsehen können. Da das nicht passsiert ist, hätte der Schiri ja zumindest den mit-der-Hand-zum-Tor-Passgeber Thierry Henry direkt nach dem Tor befragen können: „Und, Herr Henry, haben Sie den Ball denn nun absichtlich mit der Hand gespielt? Na Na!“ Und dieser hätte dann ja ehrlich und wie ein Schuljunge, der mit Kameraden auf dem Pausenhof herumbolzt und aus Versehen (oder war es Absicht?) eine Fensterscheibe zerschießt und dabei von der Lehrer-Aufsicht erwischt wird, verlegen auf den Boden blickend mit „Ja, sicher doch“ antworten können...
ach nö, das ist doch alles zuviel Konjunktiv auf einmal. Immerhin hat die französische Stürmer-Legende nach dem Spiel tatsächlich zugegeben, dass die Hand- man kann kann davon ausgehen, dass es seine Eigene und nicht etwa die Hand Gottes oder des Teufels war (oder etwa doch? eine nähere Analyse dazu vielleicht ein ander Mal)- beim Tor mit im Spiel war. Eine sehr vernünftige Entscheidung, wenn man bedenkt, dass das ja eh Dutzende Kameras und Millionen Augen im Stadion und vor der Mattscheibe aufgenommen und gesehen hatten.
Nun ist es aber auch so, dass dieses Spiel ohne Wiederholung in die Geschichte eingehen wird, trotz der (inter)nationalen Proteste in der Öffentlichkeit und im irischen Parlament. So hat die allmächtige FIFA entschieden.
Notiz , nicht am Rande: Es gibt da ja noch eine ziemlich groß angelegte FIFA-„My Game is Fair Play“-Kampagne (siehe offizielle Infos dazu). Und welcher Fußballfreund kennt sie nicht, die rührenden Szenen vor wichtigen Länderspielen, wenn Kinder auf dem Rasen xxl-Transparente mit diesem Spruch entrollen und Nationalmannschaftskapitäne (auch Thierry Henry) Botschaften à la „Fair geht vor“ verlesen.
Zwei Tage später dann dies: 15 Haftbefehle, 200 Verdächtige, 200 Spiele in ganz Europa verschoben, darunter sogar in Champions- und Europaleague. Gut zu wissen, dass ja nicht die 1. Bundesliga, sondern nur 2. bis x-te Liga davon betroffen waren/ sind. So das Echo der verantwortlichen Manager und Trainer- der 1.Liga.
Dazu muss man aber auch ehrlicherweise sagen, dass der FCN heute auch Dank eines manipulierten Zweitliga-Spiels gegen Osnabrück (2:0) in der vergangenen Saison wieder in der 1.Liga spielt, während die Osnabrücker in die Dritte Liga abgestiegen sind, was aber auch daran liegen kann, dass auch eines ihrer Spiele gegen Augsburg (0:3) verschoben worden sein soll.
Zweite Rand-Notiz: Am Wochen-Ende hat der unter Verdacht stehende Osnabrücker Spieler Thomas Reichenberger in einer rührenden Rede vor dem Anpfiff in der „Osnatel-Arena“ verkündet, dass er mit der „Wettmafia“ (O-Ton Reichenberger) nichts, also niemals nie etwas zu tun hatte (siehe Zeit.de).
Und à propos Nürnberg: Als Franke freut es mich natürlich sehr, dass der Club am Wochen-Ende 3:2 in Wolfsburg gewonnen hat. Und das ganz wahrscheinlich sogar ganz ohne die Hilfe der Wettmafia. Nur weiß ich aber auch nicht so recht, was ich davon halten soll, wenn der Kapitän der Nürnberger, Andreas Wolf- seines Zeichens allerdings nicht für Spiel-Intelligenz bekannt- in der 86. Minute (Absicht oder nicht?) seinen Gegenspieler Edin Dzeko filmreif mit einem Kung-Fu-Stollen-Tritt im Gesicht trifft, und dafür nicht einmal eine Karte sieht. So hat es der Schiri eben gesehen und entschieden. Also ist der Fall abgehakt. So will es die FIFA. Nur kam dann ja auch noch die 90. Minute, als der am Boden liegende Nürnberger Torwart Schäfer dem Wolfsburger Misimovic, direkt vor ihm stehend, mit voller Absicht zwischen die Beine und in die Familien-Juwelen tritt und dann sogar noch mit Unschuldsmiene abwinkt, als wäre Nichts gewesen...
I have a dream: „My Game is Fair Play“.
Sepp, hörst Du mich???

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