Freitag, 21. Mai 2010

Bad Bad Banker

Seit geraumer Zeit ist es ja en vogue, den Berufsstand der Banker komplett zu diffamieren oder, um es auf neudeutsch zu formulieren: zu "bashen" (Achtung, das wird nicht der letzte Anglizisimus gewesen sein in diesem Text).
Wenn es aber um ganze Volkswirtschaften und nicht nur ein paar, sondern ein paar mehr Milliarden und Nullen vor dem Komma geht, wird da nicht mehr so genau differenziert...eine kurze Revue der Bilder und Assoziationen, die gegenwärtig öffentlich über viele Kanäle kursieren: Erst einmal sind alle Banker böse. Böse und gemein. Und asozial sowieso. Ganz klar. Banker verspekulieren und verzocken nicht nur unser Geld, sondern sind auch Finanz-Terroristen, die unsere westliche Zivilisation mit ihren üblen "Kampfmitteln" bedrohen und attackieren. Eine echte Konkurrenz zu Osama&Co also. Diese Einschätzungen stammen unter anderem von der Linken (Lötsch/ Wagenknecht) und aus dem Kabarett (Georg Schramm).
Damit es nicht langweilig wird, möchte ich an dieser Stelle zwei weitere Vorschläge machen: Wie wäre es denn mal zur Abwechslung, Banker nicht immer nur als moralisch verdorbene Gangster zu betrachten, denen Nichts außer ihrer Gier heilig ist? In diesem Zusammenhang würde es sich doch geradezu anbieten, sie gleich als Vampire zu deklarieren: Gestalten der Nacht, die uns armen, unschuldigen Bürgern und Ländern das Blut (Cash) aus den Adern (Währung/ Depot) saugen. Lechzt der Banker nicht nach dem Profit wie der sinistre Graf nach einem Gläschen oder einem Fläschen frisch gezapftes Sanguis? Der Banker als ein echter Finsterling, der weniger Mensch, sondern ein richtiges, leibhaftiges Ungeheuer ist.
Das Bild gefällt mir. Vampire sind ja mächtige Wesen. Deutlich mächtiger zumindest als in feuchten Höhlen lebendende Islamisten. Wobei es da ja schon wieder Parallen gibt: Vampire scheuen wie Terroristen in Afghanistan (zumeist) das Tageslicht. Ja, daran kommt man nicht vorbei, am zentralen Grundmotiv der Dunkelheit...
Wie wäre es denn, um einen weiteren Vorschlag zu unterbreiten, sich den Banker an sich gleich als Dämon vorzustellen? Natürlich nicht als einen guten Griechischen (siehe Wikipedia und Antike), schon eher als Christlichen, als einen "gefallenen Engel", der vom rechten Weg abgekommen ist? Ackermann als einer der Fürsten der Finsternis? Das hat was. Das ist konsequent. Und filmreif. Das ist das Vampir-Terrorthema zwar auch, aber es gibt aktuell ja schon die "Vampire Diarrhös". Da ist der Markt wohl bis auf Weiteres gesättigt. Und Hollywood könnte dann endlich auch den längst überfälligen dritten Teil der "Ghostbusters" drehen. Bill Murray als Anführer der mittlerweile altersweisen Geisterjäger versus Mickey Rourke als Ober-Dämon (Chef einer großen Investmentbank). Warum nicht. Bei Rourke müsste die Maske auch keine Extraschichten fahren. Und eine Szene wie das große Finale auf dem Penthouse eines Skyscrapers in Los Angeles (man beachte die plumpe Anspielung im Kontext), in der sich die beiden Heroes gegenüberstehen, will man sich ja nun wirklich nicht entgehen lassen. Umso weniger, wenn es dazu Dialoge in der Art gibt- Murray: "Es ist vorbei, Akerman, Du hast deinen letzten Credit Default Swap ausgeschissen!", Rourke: "Ha, ihr kriegt mich nie, ihr Idioten! Ihr habt wohl meinen Hedgefonds in Peking vergessen, Ha ha ha!". Und dann die Protonenstrahler effektreich für ein Happy End und eine bankerfreie Welt sorgen...

Mittwoch, 12. Mai 2010

All in Europa

Die Euro-Krise. Ein Rettungspaket von über 750 Milliarden. Das sind pauschal um die 1500 Euro pro Bürger in der Union. Das ist für den Ein oder Anderen schon mal ein Monatslohn. Ja, aber es ging ja wieder einmal nicht anders. Es musste einfach sein. Europa musste sich ja verteidigen im Kampf gegen die bösen bösen Spekulanten. Es zeigt sich wieder einmal mehr als deutlich, dass das Casino nach wie vor geöffnet ist, gepokert und gezockt wird, wo es eben geht. Die Finanz-Krise ist ja schon wieder mindestens ein Jahr oder sogar noch länger her. Der Berliner Henrik Enderlein, Professor für politische Ökonomie an der Hertie School of Governance in Berlin, spricht nicht nur auf "Spiegel Online" vom "All In" der europäischen Regierungen. Nun muss man abwarten, ob die Börsenspekulanten mitgehen oder passen...alles schön und gut, aber irgendwie auch ziemlich absurd- und krank? Irgendwie schon.
Aber wenn die Politik- wer sollte das sonst bitte tun? Vielleicht die Banken selber?- nun einmal nichts an den Spielregeln ändert, die auf der internationalen Finanz-Ebene gelten,warum sollten sich die Börsenhändler auch anders verhalten? Was für eine einfache Milchmädchenrechnung. Umso erstaunlicher aber, dass die Politik die Nähe zu den Banken sucht- Schäubles gemeinsamer öffentlicher Auftritt zusammen mit Big Boss Ackermann Ende vergangener Woche ist ja nur ein Beispiel für die ganze Farce und Indiz für eine kriecherische Unterwürfigkeit der Polit-Marionetten. Oder etwa nicht? Wolfgang Gehrkre zumindest, nicht nur emeritierter deutscher Hochschullehrer für Bank- und Börsenwesen, hält auf jeden Fall in einem "Wiso Spezial" am Montag die Beteuerungen der Banken, z.B. ein paar Milliönchen zum Rettungspaket zuzuschießen oder überhaupt auf ein paar Milliönchen im Poker zu verzichten, für eine "Lachnummer". Da können sich Schäuble und Ackermann noch so doll die Hände schütteln und in die Kameras grinsen.
Aber was soll´s. Man muss ja nach Vorne schauen. Und gerade Deutschland darf sich ja sowieso nicht beklagen- als Export(-Vize-)Weltmeister profitiert man ja schließlich extremst vom Euro. Ja, das ist schon ein Argument. Nur: Millionen Deutsche haben das wahrscheinlich gar nicht mitgekriegt. Mir wäre es jedenfalls neu, dass wir seit der Euro-Einführung in einem Land der Glückseeligen leben. Oder ist mir da etwas entgangen? Was Vielen und mir aber bestimmt nicht entgangen ist: Dass man für ein Bier in der Kneipe nicht mehr 3,50 Mark, sondern eben 3,50 Euro zahlt. Und die Löhne bestimmt nicht verdoppelt wurden. Aber Wen interessiert das heute schon noch? Politik und Wirtschaft sicher nicht.
Und wie gesagt: "Deutschland" braucht ja den Euro. Was sind da schon die 123 Milliarden, die man jetzt zum Rettungspaket beiträgt? Peanuts? Das vielleicht nicht. Aber, und an der Stelle kann man ja den Werbe-Slogan noch einmal bemühen: "Du bist Deutschland". Und wenn man davon ausgeht, dass Du Daimler, VW, BMW, Siemens, Deutsche Bank&Co bist, dann macht das Ganze ja auch wieder Sinn. Irgendwie. Und muss halt so sein. Lachnummer hin oder her.