Donnerstag, 9. September 2010

Schmieren-Komödie

Öl.
Wo kommt es her? Wo will es hin? Und, wo ist es jetzt?
Ich weiß ich weiß. Alles Phrasen. Zu wenige Details (siehe hier).
Daher zurück zu den groben Fakten: das meiste schwarze Gold lagert bei den Scheichs. Überraschung. Laut SZ (29.07.10) so an die 63 Milliarden Tonnen. Zum Vergleich dazu: In Nordamerika sind´s nicht mal sechs...
Was sich die Welt aber die letzte Zeit fragt: Wohin sind eigentlich die Millionen Liter Öl im Golf von Mexiko verschwunden? Wohin das ein oder andere Kaltgetränk verschwindet, ist ja klar. Aber die 20fache Exxon-Valdez-Menge? Da es in den vergangenen Wochen verdächtig ruhig zuging im für gewöhnlich stets rauschenden (Online-)Medienblätterwald, könnte man glatt meinen, es hätte sich einfach in Luft aufgelöst...hmmm...
Daher eine Überlegung: So ganz weit unten im Meer, im Dunklen, wo so gar nichts los ist, das ist ja wohl nicht der Bringer. Da hat´s doch Nichts. Das ist doch kein Leben! Kein TV, kein Günther Jauch, kein Pizza-Service, nicht mal Internet. Da hält man´s doch nicht aus auf die Dauer, vor allem als millionenschweres Ding- fragen Sie doch mal die Paris H.!
Vielleicht hat sich das Öl deshalb einfach verpisst.
Aber nur wohin? Immer wieder diese Frage...ein Ansatz: Warum nicht mal Urlaub machen von der Tiefsee-Tristesse? Warum die Seele nicht mal in der Karibik baumeln lassen und in der Hängematte Cocktail schlürfen? Wenn schon so ein heißer Toni-Banderas-Latino das Getränk mixt. Das ist doch mal eine Perspektive.
Oder, könnte ja sein, dass man sich denkt: so heiße Temperaturen sind ja auch Nichts für mich. Da verbrennt man sich ja noch, am End´. In den Alpen kann man ja auch seinen Spaß haben. Einfach die Skier oder das Snowboard angeschnallt, und ab geht die wilde Fahrt. Und gegen Après Ski gibt´s ja auch Nichts einzuwenden...
Liebe Leser, natürlich gibt´s da Nichts einzuwenden.
Nur Folgendes: Das ist ja wohl totaler Mummpitz und grober Unfug. Jawohl, hier spricht endlich die Stimme der Vernunft, die dem ganzen Schwachsinn an dieser Stelle Einhalt gebieten muss. Öl, das Urlaub macht. Also bitte. Wie lächerlich ist das denn???
Das musste jetzt schon mal gesagt werden. Nun muss ich aber schon wieder weiter, Sie wissen ja, Zeit ist Öl, ähm, natürlich Geld. Ich gebe daher ab an meinen Presse-Sprecher, der Ihnen alle weiteren relevanten Informationen zu dem Thema geben wird:
Meine Damen und Herren, [bedeutungsschwangeres Hüsteln],
die Frage, wo denn nun die zugegebenermaßen enorme Menge an vor dem mexikanischen Golf in der Tiefsee frei herumschwimmenden, ich möchte bewusst nicht sagen herumlungernden Öls abgeblieben ist, sollte nun hinreichend beantwortet worden sein: siehe hier, Spiegel-Online.
Falls Sie sich nun als kritischer Zeitgenosse völlig zurecht fragen: "Kann das denn sein? Ist die Quelle (ha ha) des Berichts denn auch sicher?", so möchte ich Sie an dieser Stelle gerne beruhigen und darauf verweisen, dass es sich bei der Quelle um einen ganzen, halbseitigen Bericht des Fachmagazins "Science" handelt (siehe hier), welches an sich ja schon prinzipiell nicht zu hinterfragen ist. Sehen Sie! Bitte ersparen Sie sich und mir deshalb die peinvolle Mühe weiterer Recherchen. Seien Sie einfach versichert, dass die präsentierten Ergebnisse wissenschaftlich absolut fundiert und in keinster Weise durch die industrielle Lobby korrumpiert sind. Immerhin verbürgt sich dafür nicht zuletzt das "US Department of Energy" mit seinem guten Namen. Sehen Sie.
Übrigens, und falls Sie sich das auch gefragt haben sollten, die possierlichen kleinen Mikroben-Racker mit dem Heißhunger aufs Öl heißen im Fachjargon "Meeresschnee" (siehe hier). Da wird Einem doch so richtig warm ums Herz, ich weiß. Danke.
Und richtig: legitime Bedenken, wonach ein Öko-System grundsätzlich sehr fragil und die explosionsartige Vermehrung eines Organismus (und sei es nur eine Mikrobe, sind wir doch einmal ehrlich) durchaus gewaltige Auswirkungen haben kann, möchte ich zerstreuen. Schauen Sie sich doch nur noch einmal an, wie ulkig diese kleinen süßen Mikroben auf den ersten Blick, auf den Zweiten aber erschreckend gefräßig aussehen:



Sehen Sie! Na also.
Ich möchte zum Schluss aber noch darauf hinweisen, dass es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht unbedingt angebracht wäre, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass man sämtliche Altöl-Reserven in den nächstbesten Gulli, See oder Ozean schütten könnte. Auch wenn Sie mir uneingeschränkt Glauben schenken dürfen, dass Wissenschaftler des "US Department of Energy" gegenwärtig fieberhaft an dieser attraktiven Recycling-Methode forschen und sich mit der kniffligen Thematik beschäftigen: Wann ist tief tief genug? Die Antwort ist nahe! Glauben Sie mir. Bis es allerdings soweit ist- es kann sich nur um eine kurze Zeit handeln- lassen wir jetzt erst einmal den Meeresschnee sein wunderbares Werk vollrichten und sorgenlos wie bisher weitermachen.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen noch einen sauberen Tag.